Achtung: Dies ist der 1. von insgesamt 4. Posts zur Carretera Austral :-)
Liebe Leute,
heute ist der 29.12 und in den letzten 20 Tagen habe ich viel erlebt, denn ich bin mit Rike und Tim die Carretera Austral gefahren. Das ist eine 1350km lange Straße, die durch die abgelegenste Region Chiles geht. Sie wurde 1976-1996 von Pinochet während der Diktatur gebaut und hat Unmengen an Geld (200 Mio. US-Dollar) gekostet. Das strategische Ziel hinter dem Bau war die Grenzen Chiles zu sichern und es nicht an Argentinien zu verlieren, denn der Süden war praktisch komplett unzugänglich. Die Straße ist ca. 2/3 Schotterstraße und ca. 1/3 geteert. Fast überall, wo noch Schotterstraße ist, sieht man Baustellen, da die Straße wirklich in einem schlechten Zustand ist. Aus diesem Grund braucht man auch einen Geländewagen mit Allrad Antrieb. Von dem Abenteuer werde ich euch hier und jetzt berichten, schließlich muss ich meine 6 Stunden Wartezeit am Flughafen irgendwie totschlagen ;-).
Am 9.12. ging es abends mit dem Nachtbus von Vina nach Puerto Montt. Wir sind ziemlich lange gefahren und morgens um 10 Uhr angekommen. Die Strecke ist insgesamt ca. 1100 km. Da wir so früh gebucht hatten, war die Busfahrt ein richtiges Schnäppchen mit nur 15/16€. Wir sind mit der Busgesellschaft Condor gefahren, von dieser wurde uns in der Uni Orientierungswoche abgeraten, da bei denen am meisten passiert. Wir haben allerdings nur gute Erfahrungen gemacht und unser Bus war niegel-nagel-neu und wir hatten in dem Doppeldeckerbus die Plätze oben und ganz vorne, was natürlich perfekt war :-).
In der Nacht haben wir alle gut geschlafen, doch um ca. 4 Uhr morgens bin ich aufgewacht, da ich etwas an meinem Bein gefühlt habe. Erst dachte ich, dass ich mir das einbilde, aber als ich meine Schlafbrille abgenommen habe, sah ich etwas auf meinem Bein sitzen und sich bewegen. Völlig panisch habe ich erst mal angefangen zu rufen „Eine Ratte sitz auf meinem Bein“, dann habe ich Rike geweckt, ihr die Ratte auf meinem Bein gezeigt und die dann in hohem Bogen weggeschleudert (leider Richtung Tim :-D ). Weil ich so laut gerufen hatte, ist natürlich der ganze Bus aufgewacht und ich habe erst einmal laut erklärt, dass ich eine Ratte auf dem Bein sitzen hatte. Darauf haben alle Leute ihre Beine hochgemacht und auf den Boden gestarrt. Irgendwann haben wir dann auch die „Ratte“ entdeckt. Und siehe da, es war keine Ratte, sondern ein braun-weißer Goldhamster. Der war richtig süß und ist völlig verwirrt im Bus rumgerannt. Dann haben wir wieder durch den Bus gerufen, ob jemand einen Hamster vermisst. Darauf hin kam eine junge Frau und meinte, dass das wohl ihrer sei, der sich durch den Pappkarton gefressen hat, in dem sie ihn transportiert hat. Das arme Tierchen sag ich nur. Hätte ich erkannt, dass es ein Hamster und keine Ratte war, hätte ich ihn natürlich nicht weggeschleudert, aber wer kann das schon ahnen :-D. Auf jeden Fall hat der ganze Bus gelacht und wir konnten gar nicht mehr schlafen, weil es so lustig war!
Am 10.12. sind wir dann in Puerto Montt angekommen und erst einmal zu unserem Hostel gefahren. Leider ist mit der Buchung etwas schief gelaufen und somit hatte das Hostel kein Zimmer mehr frei. Wir wurden dann allerdings in das Nachbar „Hotel“ geschickt und haben sozusagen ein kostenloses Upgrade bekommen – so geht eine Reise natürlich super los :-). Dann haben wir ein bisschen die Stadt erkundet, die wirklich nicht schön ist und etwas gegessen. Puerto Montt hat eine strategisch sehr gute Lage für alle Reisen Richtung Süden und auf die Insel Chiloe, aber darauf beschränkt es sich auch schon. Die Stadt wird auch „Muerto Montt“ genannt also „Totes Montt“.
Am 11.12. sind wir dann morgens zu unserer Autovermietung und haben unseren weißen mini Jeep abgeholt. Der „Schneehase“, wie wir ihn liebevoll getauft haben, ist ein Suzuki Jimney. Das ist der kleinste und somit auch günstigste Jeep, den es gibt. Aus diesem Grund wurde bei der Ausstattung auch an vielen Dingen gespart wie zum Beispiel die Servolenkung, Kupplung, ABS und ESP. Das war beim Fahren auf Schotterpisten ganz schön gefährlich und wir können echt glücklich sein, dass nichts passiert ist. Bei jedem Schlagloch oder in Kurven ist er sofort ins Rutschen gekommen. Am ersten Tag sind wir von Puerto Montt nach Hornopiren gefahren. Auf dem Weg wollten wir in einem kleinen Dorf essen gehen und haben eine Frau gefragt, ob es irgendwo ein Restaurant oder Supermarkt gibt, die hat uns fast ausgelacht und meinte hier sei nichts, wir sollen weitfahren. Da wussten wir dann, das es wirklich sehr abgeschieden ist :-D. Irgendwann haben wir dann ein Restaurant gefunden. Jeder hatte sich ein großes Wasser für 1500 Pesos (2,00 €) bestellt und als wir die Rechnung bekamen, meinte die Frau das Wasser koste 3000 Pesos (4,00€). Nach langer Diskussion mussten wir dann wirklich 4 € für so ein dummes Wasser bezahlen!! Das Essen war preislich ok und wir konnten aus dem Fenster ganz viele Delfine beobachtet. Kurz nach dem Essen sind wir dann das erste Mal Fähre gefahren. Die Überfahrt hat nicht lange gedauert (ca 30-40 min) und als wir von der Fähre kamen, ging auch die Schotterstraße los. Wir sind dann im Regen durch einen richtigen Urwald gefahren und es sah richtig toll aus! In Hornopiren haben wir dann das Fährticket für den nächsten Tag abgeholt und uns eine Unterkunft gesucht. Wir haben bei einem älteren Ehepaar geschlafen, die zwei kleine Räume zum Vermieten hatten.
Am 12.12. haben wir dann die 7 stündige Fähre nach Caleta Gonzalo genommen. Die Überfahrt war sehr beeindruckend und man ist durch wunderschöne Natur gefahren. Leider war es bewölkt und hat geregnet, aber zum Glück konnte man trotzdem draußen unter der Überdachung sitzen. Natürlich haben wir während der Fahrt auch viel Ligretto gespielt und mal unsere Rute durchgeplant.
Der Plan war eigentlich, dass wir in Caleta Gonzalo schlafen, um am nächsten Tag in dem National Park wandern zu gehen. Als wir dann angekommen sind, mussten wir feststellen, dass das „Dorf“ aus nur 3 Häusern besteht. Davon war eines eine Art Hotel, doch das hatte leider geschlossen. Später haben wir auch herausgefunden warum. Und zwar ist das Dorf in dem National Park Pulmalin, dies ist der weltweit größte private Nationalpark und gehört dem Gründer von Esprit und North Face. Leider ist er 3 Tage vor unserer Ankunft gestorben (in Chile in einem Kayak erfroren) und somit waren Caleta Gonzalo und auch der National Park geschlossen.
Also mussten wir spontan weiterfahren bis nach Chaiten. Die Fahrt ging wieder durch den Regenwald und wie der Name schon sagt, hat es dort auch aus Kübeln gegossen. Die Landschaft und Pflanzen waren aber einfach wunderschön und ich habe mich wie im Amazonas nur 20 Grad kälter gefühlt. Dort gab es riesige Pflanzen, die Riesenrhabarber heißen und unter deren Blättern konnte man sich richtig verstecken :-). Die Landschaft in dem Nationalpark hat mir mit am allerbesten gefallen und sehr gerne hätten wir die dort beschriebenen Wanderung gemacht!!
Auf dem Stück bin ich dann auch das erste Mal unseren „Schneehasen“ gefahren und ich habe mich gefühlt wie ein richtiger Fahranfänger. Das Auto war richtig schwer und scheiße zu fahren. Ich hatte das Gefühl die Bremsen funktionieren nicht richtig, was nicht sein konnte, da das Auto erst 6.000km gelaufen hatte. Auf der nassen Schotter Piste mit tausend Schlaglöchern war die Straßenlage des Autos mega schlecht und ich bin gefühlt um jede Kurve gerutscht. Teilweise dachte man, das Auto macht was es will. Nach ein paar Stunden und einigen Probe Bremsungen habe ich mich dann etwas mehr an das Auto gewöhnt und es ging besser mit dem fahren. Gerne bin ich das Auto auf der gesamten Tour nicht gefahren!
Von Chaiten hatten wir im Vorfeld nicht so viel gutes gehört und diese Einschätzung wurde auch bestätigt. In Chaiten brach 2008 ein bis dahin unbekannter Vulkan aus und die gesamte Stadt (4.000 Menschen) wurde evakuiert. Erst seit 2011 kehren die Menschen langsam wieder zurück, aber der größte Teil der ehemaligen Bewohner ist bis heute nicht zurückgekehrt. Somit gleicht Chaiten einer richtigen Geisterstadt mit ganz vielen verlassenen Häusern und die Asche liegt teilweise immer noch herum. Bei unserer Ankunft waren wir leicht schockiert und hatten überlegt, ob wir noch weiterfahren sollen. Da es aber schon spät war, haben wir uns dagegen entschieden. Zum Glück haben wir irgendwann eine kleine wirklich sehr schöne Hütte gefunden, die wir für eine Nacht mieten konnten. In der Hütte gegenüber hat ein ca. 45 jähriger Amerikaner gewohnt, der die Carretera Austral mit dem Fahrrad fahren wollte. Wir haben ihn gefragt, ob er mit uns etwas essen gehen möchte und sind dann gemeinsam in ein Restaurant. Der Abend war sehr nett und der Lachs äußerst lecker.
PS: ich freue mich immer sehr, wenn man mir mal Grüße da lässt ;-)