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Teil 3: Terremoto - Erdbeben

Ich bin um ca. 19:30 Uhr gelandet, da ich die Woche davor in der Atacama Wüste gewesen bin. Dann bin ich noch auf Klo gegangen und habe ganz entspannt mein Gepäck abgeholt. Meine Freunde sind ja alle schon sechs Stunden früher geflogen, deshalb war ich alleine und wollte so schnell wie möglich nach Vina del Mar. Mit meinem großen Rucksack bin ich dann zum Ausgang 5 gestiefelt, da von dort die Busse zum Busterminal Pajaritos fahren. Ich habe mich dann noch geschickt etwas nach vorne gedrängelt :-D und stand sehr weit vorne in der Reihe, um einen Bus zu kriegen.

Ich hatte gerade meinen dicken Rucksack abgesetzt und da ging es los. Als erstes habe ich nur gemerkt wie ich irgendwie gewackelt habe, aber ich habe gar nicht daran gedacht, dass es ein Erdbeben ist, dann habe ich mich kurz umgeschaut und über mir waren überall große Brücken, wegen des Flughafens. Dann habe ich schon die ersten Menschen gesehen die losgerannt sind und einige haben voll geschrien, ich habe meinen fetten Rucksack genommen und bin den Leuten einfach nur hinterhergerannt zu einer offenen Fläche. Irgendwann stand ich dann auf einem großen Parkplatz und dort war nichts, was hätte auf mich fallen können, denn das ist ja immer das gefährlichste. Ich hatte dann Zeit mich umzuschauen, denn das Erdbeben ging bestimmt 2-3 Minuten. Wenn man sich nur auf sich selbst konzentriert, wackelt es schon doll, aber noch nicht einmal annähernd so doll wie im Karussell, allerding muss man schon breitbeinig stehen, damit man das Gleichgewicht halten kann. Dann wenn man sich aber umschaut, sieht man erst, wie krass es ist! Die Brücken unter denen ich ja noch kurz vorher stand, haben sich mega doll bewegt und so geschwungen, das sah so aus als wenn sie aus Gummi gebaut worden wären. Richtig heftig! Auch so ein Hotel, was relativ groß war hat mega geschwankt, ich glaube, man kann sich das gar nicht so richtig vorstellen. Und auch die Autos auf dem Parkplatz haben mega mitgewippt und bei vielen ging die Alarmanlage an. Die ganzen Laternen haben auch richtig doll gewankt.

Das Erdbeben kam mir mega lange vor und erst konnte ich gar nicht einschätzen wie doll es war, ich habe noch mit so einem Amerikaner geredet, der da wohnt und er meinte, das sei kein großes gewesen, denn sonst seien alle Laternen ausgegangen und er meinte „Welcome to Chile“ haha :-D. Allerdings waren die Erdbeben, die ich davor mal gespürt habe deuuuuutlich weniger schlimm, also musste es doll gewesen sein. Offiziell heißt es jetzt glaube ich, dass es 8,4 war.

Ich bin dann wieder zu meinem Bus gerannt und habe mich dort richtig reingekämpft, denn alle wollten mit!! Der Busfahrer wollte noch nicht mal Geld, weil er nur von diesen fetten Brücken wegwollte! Als ich im Bus war, waren anscheinend noch mehrere Nachbeben mit 7,2 und 7,9 aber davon habe ich nichts mitbekommen. Eigentlich soll man keinen Bus fahren, kurz nach einem Erdbeben wurde mir danach gesagt, aber wir mich lief zum Glück alles gut!

Ich bin dann am Busterminal angekommen und habe ein Ticket nach Vina gekauft. Am Busterminal waren alle mega geschockt und ich habe noch eine Gruppe Amerikaner getroffen. Irgendwann kam dann so ein Typ zu uns und im nachhinein glaube ich, dass er uns nur Angst machen wollte, denn er meinte, dass eine gigantische Flutwelle nach Valparaiso kommt, da das Erdbeben im Norden Chile war und die Bucht von Valparaiso direkt nach Norden zeigt und das der Tsunami ungebremst auf Valparaiso zukommt. Ich habe in voller Panik versucht meine Freunde dort zu erreichen, aber das komplette Handy und Internetnetz war überlastet. Irgendwann hat dann ein Typ sein Wifi vom Tablet mit mir geteilt und ich konnte mich überall melden.

Milli, Lisanne und Rike haben sich anscheinend mega Sorgen um mich gemacht, weil ich ganz alleine in Santiago war und mich nicht so schnell gemeldet habe. Milli war auch in Santiago bei einer Freundin und wollte unbedingt, dass ich zu ihr komme und nicht nach Vina gehe, wegen des Tsunami Alarms. Aber ich wollte auf keinen Fall nach dem Erdbeben Ubahn fahren und mein Ticket war schon gekauft!

Wir haben eine Whatsapp Gruppe mit allen Deutschen Studenten unserer Uni und die waren auch alle in Panik wegen des Tsunami Alarms. Chile hat ein System eingeführt, dass sie auf jedes Handy zugreifen können und so einen richtig lauten Warnton mit Tsunami Nachricht senden können. Richtig schlau! In den Straßen sind überall Polizisten rumgefahren und haben mit Megafon die Menschen aufgefordert ihre Wohnungen zu verlassen und in die „sicheren Zonen“ zu gehen. Meine Freunde sind alle wie die verrückten losgerannt zu irgendwelchen Hügeln :-D. Dort mussten sie dann voll lange warten, bis der Alarm wieder aufgehoben wurde.

Bei mir am Busbahnhof war es immer noch sehr wuselig und ich habe noch einige Nachbeben gemerkt. Der Typ, von dem ich das Wifi hatte, musste in seinen Bus. Mein Bus kam dann auch mit etwas Verspätung, aber ich war froh, dass ich endlich drinne saß. Ich wusste, dass die Busfahrt immer so 1,5 Stunden dauert und am Anfang war ich voll entspannt und habe noch Musik gehört, aber irgendwann habe ich dann Angst bekommen, weil der Typ von Busbahnhof meinte, dass der Tsunami ca 2 Stunden braucht. Das wäre genau die Zeit gewesen, wenn ich in Vina angekommen wäre nämlich um 22 Uhr. Dann habe ich mitbekommen, wie voll viele Leute immer zum Busfahrer gegangen sind und den etwas gefragt haben. Ich habe dann meine ganzen Sitznachbarn gefragt, ob einer Englisch spricht, aber leider sprach niemand Englisch. Zum Glück saß ein Mann neben mir, der einen Computer mit Internet hatte und dann haben wir über Google Translate hin und hergeschrieben. Er meinte, dass der Busfahrer nicht direkt nach Vina fährt, weil die Tsunamis bald kommen und dass er noch einen Umweg fährt. Das war mir ja eigentlich ganz recht, denn ich hatte richtig schiss vor dem Tsunami. Irgendwann um 23:15 hat der Bus mich dann in der Nähe von meinem zu Hause rausgelassen und ich habe mir ein Kollektivo nach Hause genommen.

Zu Hause angekommen habe ich gerufen „ Hi, I’m home, did you survive the earthquake?“ Darauf habe ich keine Antwort bekommen, was mich erstmal gewundert hat und dann habe ich einen Zettel gefunden auf dem stand, dass meine Mitbewohner im Urlaub sind. Das war auch gruselig, weil ich alleine war und unser Haus an so einem großen Abhang steht. Im Wohnzimmer ist dann eine Kaffekanne, Kaffegeschirr, Früchte, Kissen und Wäsche runtergefallen. Dann habe ich erst einmal gecheckt, ob Risse im Haus sind, aber alles war gut. Das Gute war, dass ich mega müde war, wegen der anstrengenden Woche in der Atacama Wüste. Es waren noch 2 Erdbeben mit 6,4 und 6,6 da hatte ich kurz Angst, aber mein Haus ist wirklich stabil. Dann bin ich auch schon eingeschlafen.

Was ich richtig cool fand, ist eine Funktion von Facebook. Und zwar hat Facebook mich gefragt, ob ich das Erdbeben sicher überstanden habe und daraufhin wurden alle meine Freunde informiert, dass es mir gut geht! Super praktisch!! Auch um zu wissen, dass es meinen Freunden gut geht.

Seit dem Erdbeben gab es ca 300-400 weitere Erdbeben, die größer waren als 4 auf der Richterskala. Ich habe so eine App „Earthquake“ da sieht man immer, wann eins war und wie doll es war. Momentan haben wir immer noch alle 10-15 Minuten eins. Die meisten merkt man nicht, aber diese Nacht bin ich wieder von einem 6,4 aufgewacht und vorhin hatten wir ein 6,6 Erdbeben. Ich hoffe, die Erde beruhigt sich bald, denn es ist echt nervig! Mittlerweile hat man auch gar nicht mehr so große Angst, denn man weiß ja, dass alles stabil ist.

Außerdem ein ganz großes Lob an die chilenischen Architekten und Ingenieure, die bauen so meeeeega gute Häuser! Hier in Vina ist gar nichts passiert und auch der erwartete Tsunami hatte nur eine Höhe von einem Meter :-D! Wir haben heute mal nachgeschaut, wie stark das Erdbeben war, das Christchurch in Neuseeland komplett zerstört hat und das war “nur“ 7,1. Da sieht man echt mal, was für mega gute Häuser die hier bauen!

Also ich habe alles sicher überstanden und mir gehts sehr gut :-). Ich werde als Erdbeben Profi zurückkommen :-D

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