Die zweite Woche war auch ziemlich spannend.
Am Montag um 08:20 Uhr ging mein erster von insgesamt fünf Kursen los. Der Kurs ist ein Spanisch Kurs und heißt „Comunicacional y Cultura Chilena A1“. Das coole ist, dass wir nur 3 Leute in dem Kurs sind. Das ist gerade zum Lernen einer Sprache natürlich perfekt :-D. Den Kurs habe ich jetzt 8 Unterrrichtsstunden die Woche. Hoffentlich kann ich dann bald schon mehr verstehen und mal drauf los plappern. Die Lehrerin ist auch sehr nett und ist eine Chilenin, die aber eigentlich in Toronto lebt. Deshalb ist ihr Englisch auch perfekt.
Der zweite Kurs, den ich an dem Tag habe ist Green Economy. Dort reden wir dann über typische VWL Themen (nur reden gar kein rechnen) im Bezug auf Nachhaltigkeit und Effizienz. Uns werden dann noch Methoden beigebracht, wie man z.B. der Natur (Wasserfall, Amazonas) einen Preis geben kann und was der ökologische Footprint ist. Der Lehrer kommt aus England und hat auch einen ziemlich starken Englischen Akzent. In der Klasse sind wir auch wieder nur 7 Personen. Am Montag habe ich also schon um 13:30 Uhr los, das ist wirklich schön entspannt :-D.
Am Dienstagmorgen wollte ich schön duschen und habe erst einmal ein „Geschenk“ von der Katze in meiner Dusche gefunden ;-)! Nachdem ich das weggemacht habe und bei der Uni war, hatte ich dann den Kurs „Leadership: How to become an effective leader“. Hört sich etwas komisch an, weil wir ja auch alle Studenten sind und eh weit davon entfernt ein Leader zu sein, aber der Kurs wird mir von der Uni Münster angerechnet, insofern habe ich ihn genommen und er ist echt ganz cool. Die Lehrerin ist Inderin und hat lange Zeit auch in der Wirtschaft bei Oracle gearbeitet und dort Teams geleitet. Sie will den Kurs nicht sehr theoretisch aufbauen, sondern ganz viel mit Übungen, sodass wir uns verbessern und selbstsicherer werden können. Gleich in der ersten Stunde meinte sie dann, wir sollten uns doch mal 5 Minuten überlegen, warum wir der perfekte Gruppenführer seien. Das sollten wir dann präsentieren. In dem Moment findet man die Aufgabe nicht so cool, weil es einem auch etwas unangenehm ist, aber man muss aus seiner Komfortzone raus und da lernt man ja nun einmal am meisten ;-). Im Anschluss sollten wir uns selbst und die anderen dann gegenseitig bewerten und unsere Bewertung begründen. Dann haben wir noch über ein paar Definitionen gesprochen und zu Ende war die Doppelstunde. Im Anschluss bin ich noch mit 2 Jungs aus dem Kurs Sushi essen gegangen. Das war aber nicht allzu lecker :-D vielleicht lasse ich das hier lieber.
Abends hatte ich dann noch den Kurs „Ethics and Development“. Der wurde ja leicht geändert, denn als ich ihn gewählt habe hieß er noch „Business Ethics and Globalization“. Es hat sich dann allerdings herausgestellt, dass ich die EINZIGE in dem Kurs bin! Der Lehrer meinte dann zu mir, ob wir nicht einfach 2 Doppeltstunden nach einander machen könnten und ob ich deshalb am Mittwoch kommen kann. Das passte mit eh auch besser ;-).
Als ich wieder zu Haus war haben wir dann noch zusammen gekocht, miteinander gequatscht und Ligretto gespielt. Irgendwann hat es dann ganz leicht gewackelt und die Fensterscheiben haben so Geräusche gemacht. Ich dachte erst, dass der Nachbar über uns mal wieder rumspringt, aber es war ein Erdbeben. Meine Mama hat nachgeschaut und es war sogar eine 5,4 auf der Skala. Voll komisch, denn es wäre mir fast gar nicht aufgefallen, hätten die anderen nicht gesagt es ist ein Erdbeben :-D. Also es war wirklich nur mini klein und nicht doll, obwohl eine 5,4 eigentlich relativ selten vorkommt, da die meisten nur 3,X sind. Mein Haus hier ist übrigens sicher, denn es hat 2010 das sehr schlimme Erdbeben mit Stärke 9,2 überlebt! Beth und Miguel meinten, dass eigentlich nur alle 20-30 Jahre ein schlimmes Erdbeben ist.
Am Mittwoch hätte ich eigentlich wieder meinen Spanisch Kurs gehabt, aber der ist leider ausgefallen. Dafür konnte ich dann länger schlafen, das war natürlich auch ganz fein :-). Ich bin dann zur Uni gefahren und habe versucht die Studiengebühren zu bezahlen, aber das hat mal wieder nicht geklappt. Nach einer Stunde warten und weiteren Emails mit meiner Bank in Deutschland, hat es am Donnerstag aber endlich geklappt! Danach bin ich noch einkaufen gegangen und abends dann wieder zu der Uni, denn da durfte ich meine Einzelstunde genießen. Ich sag euch, es ist schon ein bisschen komisch, wenn man die einzige in einem Kurs bist, denn man muss ja die ganze Zeit 100%ig aufpassen. Die meisten wissen ja, dass ich an der Uni Münster nie zu Vorlesungen gehe, weil es mir meistens eh nicht so viel bringt und ich mir die Sachen am liebsten selbst beibringe. In der Zeit schafft man dann auch gleich viel mehr, als wenn man einem meist langweiligen Prof. zuhört. Naja, hier bleibt mir ja nichts anderes übrig und es war eigentlich auch sehr gut. Wir haben erst einmal allgemein über Ethik, dessen Bedeutung und den weiteren Kontext gesprochen. Der Lehrer ist wirklich sehr nett und bemüht, das muss man ihm hoch anrechnen, denn für ihn ist es wahrscheinlich auch nicht leicht und nicht so spannend den Kurs für nur eine Person zu machen. Ich habe auch gleich meine erste Hausaufgabe bekommen: auf 3 Seiten zu analysieren, warum ich das mache, was ich eigentlich mache in 12 verschiedenen Situationen.
Am Donnerstag hatte ich dann wieder den Leadership Kurs, der war wieder interessant und die Lehrerin ist echt gut. Im Anschluss waren wir noch kurz bei dem Peruaner eine Art Sandwich essen. Am Nachmittag hatte ich dann den „Strategies of international Marketing“ Kurs und das war der schlimmste Kurs überhaupt. Es mag vielleicht ganz interessant sein, aber der Lehrer geht einfach mal gar nicht! Erst einmal sah er total ungepflegt aus; hatte so einen dicken Bauch, dass sein Hemd nicht zu ging; hat sich die ganze Zeit an seinem Hintern rumgefummelt; die Technik nicht ans laufen bekommen; konnte kaum richtig Englisch und hat einfach meeeeega schlecht unterrichtet! Dann meinte er noch „I almost have a PHD in economics“, wie kann man denn FAST einen Doktor haben? :-D Er fand dann besonders cool, dass ich VWL studiere und meinte, ob ich nicht die Preiselastizität erklären kann. Ich wollte was dann aber mathematisch erklären und das hat ihm gar nicht gefallen. Naja, in dem Kurs halte ich es nicht aus und ich werde versuchen zu tauschen, auch wenn das ziemlich viel Aufwand bedeutet. Hoffentlich ist meine liebe Karin noch in Münster und kann mir mit der Anrechnung vom neuen Kurs helfen ;-).
Es hat sich dann rausgestellt, dass Rike und evtl. auch ihre beiden Mitbewohnerinnen Milli und Lisanne Läuse und Flöhe haben. Ich habe mich gleich erst einmal von Beth untersuchen lassen, aber zum Glück habe ich nichts (bis jetzt ;-)). Die Armen haben in der Nacht noch alles gewaschen oder eingefroren und sich 2x mit Läuseshampoo die Haare gewaschen. Und wir wissen nicht, woher es kommt. Wahrscheinlich aus einem Bus oder so, denn sonst hat niemand Läuse in der Gruppe.
Abends habe ich dann wir Beth und Miguel mein liebstes Tim Mälzer Rezept gekocht. Hat den beiden auch sehr gut geschmeckt :-). Im Anschluss haben wir dann natürlich wieder Ligretto gezockt, dass lieben die beiden!
Am Freitag hatte ich ja theoretisch frei, wobei diesen Freitag die Welcome Party war, die ja die Woche davor wegen des Gewitters verschoben wurde. Wir haben uns um 15 Uhr in dem großen Park in Vina getroffen und haben eine Ralley quer durch die Stadt gemacht. Das war richtig lustig und auch ziemlich anstrengend, weil wir die ganze Zeit gelaufen sind. Ich war in einer Gruppe mit 5 Deutschen und 5 Mexikanern. Die Ralley war allerdings auf Spanisch und deshalb hat man kaum mitbekommen, was man eigentlich gerade machen muss, aber unsere Mexikaner wussten ja Bescheid. Aufgaben waren z.B. 10x Selfies mit einer Fremden Person, das heißt unsere ganze Gruppe ist immer einfach zu Personen gerannt und hat ein Selfie gemacht :-D, dann sollte man 50x 1 Peses Stücke sammeln (1 Pesos ist noch nicht mal 0,01 €), eine chilenische Flagge kaufen, in den Strand am Meer etwas schreiben usw.
Das Ende der Ralley war dann an unserem Campus. Dort gab es dann auch noch Burger zu essen und wir haben nett gequatscht und ein bisschen gedanced.
Anschließend bin ich dann noch mit Milli und Lisanne zu den beiden nach Hause gegangen. Dort wohnt auch noch Rike mit im Haus. Ich hatte etwas schiss mich mit den Läusen anzustecken, aber eigentlich geht das nicht, da durch das Shampoo schon alle abgetötet waren und die eigentlich nicht so lange auf Textilien überleben können. Ich habe dann Rike mit dem Läusekamm noch einmal den ganzen Kopf durchkämmt, während Milli und Lisanne sich gegenseitig auch noch einmal gekämmt haben. Ich habe bei Rike nur noch ca. 4 Nissen gefunden und das wars. Also ist ja alles wieder gut, in einer Woche machen sie dann noch einmal vorsorglich das Läuseshampoo rein.
Als wir dann fertig waren, sind wir zu einem Mädel gefahren bei der das Vortrinken für die Party war. Sonja wohnt in Valparaiso und ich wusste, dass sie immer meinte, man soll auf keinen Fall die dunklen Treppen zu ihrer Straße hinauf gehen, weil dort nachts sehr komische Leute sind, sondern außen rumgehen. Wir sind natürlich die dunkeln Stufen hochgegangen, weil es keinen alternativen Weg von unserer Richtung aus gab. Auf einmal haben wir uns dann so erschrocken, als alle Hunde uns angebellt haben, aber sonst ist nichts passiert und dort waren nur ein paar Jugendliche. Nach dem Vortrinken und einigen Trinkspielen später sind wir dann zur Party gelaufen. Leider sind Milli und Lisanne nicht mitgekommen, da Milli richtig krank geworden ist. Die Party war in einer riesigen Lagerhalle am Hafen. Der Sound und die Musik waren nicht die allerbeste, aber es war ganz ok ;-). Das lustige in Chile ist, dass es für Männer total uncool ist alleine oder in einer Gruppe Männer zu tanzen, deshalb fordern sie immer die Frauen zum Tanzen auf. Da in dem Club ca 70-80% Männer waren, war es ziemlich nervig als Mädel, wenn man nur mit den anderen Mädels tanzen wollte. Wir haben dann immer gesagt, das wir sie nicht verstehen und haben versucht die so gut wie möglich zu ignorieren :-D. Irgendwann wollte ich dann nach Hause und habe beschlossen, dass ich mir ein Taxi nehme. Das Problem war nur, dass dort nirgends Taxen standen. Ich habe dann den Türsteher gefragt (der konnte ein bisschen Englisch), ob er mir ein Taxi rufen kann. Aber leider wusste er keine Nummer und die Nummer, die ich eingespeichert hatte, ging nicht. Dann habe ich ein paar Mexikaner aus meiner Gruppe von der Ralley gesehen und sie gefragt, ob sie auch nach Vina wollen (mehr oder weniger gefragt, denn die können gar kein Englisch und ich ja kein Spanisch). Dann haben wir zusammen den Bus genommen und irgendwann bin ich ausgestiegen und habe mir dann ein Collectivo (eine Art Sammeltaxi) genommen. Das kostet eigentlich maximal 500 Pesos, da ich aber nur 5000 Pesos Scheine hatte, hat er mir als Rückgeld nur 3000 Pesos wiedergegeben. Allerdings ich konnte und wollte mich nicht beschweren, da ich froh war endlich ein Collectivo gefunden zu haben, das mich sicher nach Hause bringt. Umgerechnet sind es ja auch nur 2 Euro gewesen. Als ich dann endlich sicher zu Hause war, war ich ziemlich glücklich!!! Das ist echt richtig doof, dass hier gar keine Taxen nachts fahren. Das nächste mal, wenn ich feiern gehe, werde ich einfach bei Milli, Lisanne und Rike schlafen! So einen Stress tu ich mir nicht noch einmal an ;-).
Am Samstag habe ich dann gechillt, mit Beth und Miguel gekocht (mexikanische Wraps) und Harry Potter gehört. Eigentlich wollte ich mein Ethik Essay schreiben, aber weiter als mir die 12 Situationen zu überlegen bin ich nicht gekommen ;-).
Am Sonntag bin ich dann mit ganz vielen anderen zu den riesigen Sanddünen nach Concon gefahren. Auf der Hinfahrt haben wir den falschen Bus genommen und sind dann aufgrund des riesigen Umwegs 1-1,5 Stunden unterwegs gewesen. In Concon waren wir dann alle so hungrig, dass wir erst einmal in den Supermarkt gegangen sind. Der war riiiiiesig und noch viel schöner als der Supermarkt in Vina. Der hatte einfach alles, sogar Flensburger Bier :-D! Dort haben wir dann alle etwas zum Picknicken eingekauft, sind dann auf die Dünen und haben ganz oben mit viel Sand im Essen geschlemmt. Irgendwann haben wir dann noch die anderen von unserer Uni getroffen. Die haben sich Sandboards ausgeliehen und dann sind wir die Dünen runtergefahren. Allerdings war es ziemlich langsam :-D. Keine Ahnung warum, denn damals in Peru war es super schnell. Es war aber trotzdem sehr lustig. Nach dem Sandboarden sind wir dann noch Empanadas essen gegangen. Das sind ziemlich große gefüllte und frittierte Teigtaschen. Äußert lecker und das gibt es hier fast an jeder Ecke. Meine war gefüllt mit Mais, Käse und Tomate. Für den Rückweg haben wir uns dann den richtigen Bus ausgesucht und sind schön an der Pazifikküste zurückgefahren. In Vina bin ich dann noch einkaufen gegangen, da ich unbedingt Waschpulver brauche. Am Freitag habe ich nämlich gewaschen und habe gefragt, wie das hier funktioniert und die waschen immer ohne Waschpulver :-D. Das kann ja dann gar nicht sauber werden, vor allem geht die Waschmaschine auch nur 20 Minuten und ist dann schon fertig. Als ich meine Wäsche dann rausgeholt habe, war sie dreckiger als vorher, denn die haben wohl noch nie das Flusensieb geleert und jetzt sind meine ganzen dunkeln Sachen voller Flusen und Haare! Das kann ich eigentlich gleich nochmal waschen. Zum Glück war am Samstag gutes Wetter, deshalb ist die Wäsche schnell getrocknet, denn im Winter dauert das hier manchmal ne Woche (drinnen ist es ja genauso kalt wie draußen).